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Zum Sachverhalt siehe unter Blinkfüer.
"Lieber Geschäftsfreund,
die rücksichtslosen Gewaltakte, unter denen die Bevölkerung in
Ost-Berlin und in der Zone seit Wochen schwer zu leiden hat, haben
überall in der freien Welt Empörung ausgelöst. Die Kette der
Rechtsbrüche und der Zwangsmaßnahmen gegen unsere Brüder und
Schwestern im Osten reißt nicht ab. Wir im freien Teil Deutschlands
dürfen es nicht dabei bewenden lass, in stummer Erbitterung täglich
davon zu lesen udn im übrigen tatenlos zu bleiben. Jeder Einzelne hat
die Pflicht, in seinem Bereich die Freiheit zu schützen. Auch vom
deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenhandel verlangen besondere
Ereignisse der letzten Zeit klare Entscheidungen. Es zeigt sich immer
mehr, daß die Machthaber der Zone Rundfunk und Fernsehen als reines
Propaganda-Instrument gebrauchen. Filme und Unterhaltungssendungen,
die sich in der Programmankündigung unpolitisch ausnehmen, werden
willkürlich unterbrochen, damit die SED-Propagandisten ihre
Hetzreden auf uns loslassen können. Dabei werden wir alle in
niederträchtiger Weise verleumdet und die Berliner Ereignisse
in der übelsten Art verfälscht.
Ganz unbegreiflich erscheint es deshalb, daß es immer noch Spekulanten
gibt, die sich zu dem Abdruck der Ostzonenprogramme für die Verbreitung
der Lügen aus Pankow hergeben. In dieser Bewährungsprobe unseres Volkes
muß man von verantwortungsvollen Zeitungs- und Zeitschriftenhändlern
erwarten, daß sie sich vom Vertrieb derjenigen Blätter distanzieren, die
auch jetzt nicht bereit sind, auf den Abdruck der ostzonalen Rundfunk-
und Fernsehprogramme zu verzichten, wie z.B. "Bildfunk",
"Fernsehprogramme" und "Lotto-Toto-Expreß". Die Verlagshäuser
AXEL SPRINGER und DIE WELT sind überzeugt davon, daß die überwältigende
Mehrheit ihrer Geschäftsfreunde diese Ansicht eilt und danach handelt.
Dabei kann es selbstverständlich nicht in unserem Sinne sein, daß
die Einsichtigen durch ihre Haltung Nachteile haben. Sollte es deshalb
einzelne Händler geben, die aus der Situation Profit schlagen möchten
und trotzdem weiterhin Objekte führen, die der Ulbricht-Propaganda
Vorschub leisten, so werden die genannten Verlagshäuser prüfen,
ob sie es verantworten können, zu solchen Händlern die Geschäftsbeziehungen
fortzusetzen.
Sie werden in der augenblicklichen Situation die Notwendigkeit dieses
Appells verstehen. Damit Sie Ihre Kundschaft in der geeigneten Form
unterrichten können, wird Sie ihr Großhändler mit Handzetteln versorgen
(siehe beiliegendes Muster). Zeigen Sie durch Ihre Haltung, daß Sie
sich als Zeitungs- und Zeitschriftenhändler Ihrer Verantwortung
den deutschen Lesern gegenüber bewußt sind.
Mit den besten Empfehlungen
VERLAGSHAUS AXEL SPRINGER
VERLAGSHAUS DIE WELT"
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